Der Remenhof wurde von Pastor Bodo Steigerthal, der von 1905 bis 1914 den Evangelischen Verein für Innere Mission im Lande Braunschweig leitete, zur Arbeit an und mit "Trunksüchtigen" gegründet. In Braunschweig-Volkmarode wurde ein großes Grundstück erstanden, auf dem reetgedeckte Fachwerkhäuser für die Klienten gebaut wurden. Den Namen "Remenhof" entnahm man einer Flurbezeichnung, wobei Remen soviel wie Riemen oder Streifen, in die das Land eingeteilt war, heißt.
Nach dem ersten Weltkrieg entstand die Notwendigkeit, die Betreuung von Waisenkindern zu organisieren. So wurden am 01.10.1918 die ersten 8 Kinder im Remenhof aufgenommen. Die Zahl der Kinder stieg in den nachfolgenden Jahren auf 125 an, die Zahl der Pflegefamilien, in die Kinder vermittelt wurden, auf 300.
Auftrag der pädagogischen Arbeit war, die Kinder zu tüchtigen Landarbeitern heranzuziehen. So wurde der Großteil des Geländes von den Kindern und den wenigen Mitarbeitern landwirtschaftlich genutzt.
Am 05.09.1939 wurde dann das Braunschweigische Gesetz über die Errichtung einer Stiftung zum Zwecke der Erziehung von Kindern und Jugendlichen (Remenhof-Stiftung) erlassen. Die Stifter waren das Land Braunschweig sowie die Kreisgemeindeverbände Braunschweig-Land, Wolfenbüttel, Helmstedt, Gandersheim, Holzminden und Blankenburg. Im Gesetz wie in der aufgrund des Gesetzes ergangenen Stiftungssatzung lautet der Zweck der Stiftung :
"Zweck der Stiftung ist, Kinder und Jugendliche, deren Erziehung gefährdet ist, nach vorübergehendem Heimaufenthalt durch Unterbringung in geeigneten Familien körperlich, geistig und sittlich so zu fördern, dass sie sich zu nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft entwickeln."
In den Jahren nach 1945 wurden umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt (Versorgung mit fließendem Wasser, der große Saal, die Renovierung der Zentralküche etc.).
Die Remenhof-Stiftung gehört zu den Gründungsmitgliedern des DPWV, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband.
1971 wurde die Satzung dahingehend geändert, dass nicht mehr die Vermittlung von Kindern in Pflegefamilie angestrebt wurde, sondern der Remenhof den Charakter eines Dauerheims bekam.
In 1978 erfolgte die rechtliche Klärung des Status der Remenhof-Schule, die ursprünglich eine Entlastung der Dorfschule Volkmarode darstellte. Die Bezirksregierung Braunschweig hat ihr die Eigenschaft einer Sonderschule für Verhaltensgestörte in freier Trägerschaft zuerkannt.
Dieser kurze Abriss eines Teils der Geschichte des Remenhofes fußt auf den Aufzeichnungen von Dr. Hans-Günter Lorenz aus dem Jahr 1986. Sie zeigen, dass bereits in der Vergangenheit (aber auch in der Gegenwart und der Zukunft) der Remenhof immer wieder Veränderungen unterworfen war, die von engagierten MitarbeiterInnen begleitet, gestaltet und forciert wurden.
Veränderungen im letzten Jahrzehnt:
- Ausbau der Förderschule Soziale und Emotionale Entwicklung
- Errichtung einer weiteren Tagesgruppe in Braunschweig Stöckheim
- Aufbau einer Mutter-Kind-Betreuung nach §19 SGB VIII
- Gewinn der Ausschreibung zum Aufbau einer sozialräumlich orientierten Mädchen-Wohngemeinschaft in Wolfenbüttel
- Errichtung des Tagespflegekoordinierungsbüros mit anschließender Erweiterung zum Zentralen-Familien-Servicebüro "Das FamS" in Braunschweig im Trägerverbund mit der AWO, BV Braunschweig e.V.
- Errichtung einer exklusiven Geschwistergruppe in Veltheim zur Aufrechterhaltung der geschwisterlichen Ressourcen nach Ausfall der Eltern
- Ausbau der ambulanten Hilfen in Braunschweig und Wolfenbüttel
- Tandempartner der Stadt Braunschweig beim Bundesmodellprogramm "Wirkungsorientierung"
- Errichtung einer Inobhutnahmegruppe
- Übernahme einer Kleineinrichtung in Uelzen - heute unsere Altersgemischte Wohngruppe Lindenhof.
Der Remenhof mit seinem heutigen Leistungsangebot von ambulanten, über teilstationären bis hin zu vollstationären Hilfen stellt sich weiterhin, wie in seiner langen Tradition, den notwendigen Herausforderungen und Veränderungsprozessen. All das geschieht in dem festen Willen, den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien eine professionell fundierte Unterstützung und Hilfe zu bieten.
Die Herausforderungen der heutigen Zeit sind :
Stärkung und Erweiterung ambulanter Angebote
Sicherung der Wirtschaftlichkeit der Remenhof-Stiftung
der weitere Ausbau von Maßnahmen im Rahmen der Qualitätssicherung
Qualifizierung der MitarbeiterInnen
Vertiefung lösungsorientierter Handlungsansätze
Aufgrund unserer vielfältigen Erfahrungen in Veränderungsprozessen sind wir sehr zuversichtlich, diese Herausforderungen meistern zu können. Dabei setzen wir auf kontinuierliche Qualitätsdialoge und - entwicklungen mit den Jugendämtern der Region. Über Arbeitskreise oder Arbeitsgemeinschaften nach § 78 SGB VIII nehmen wir aktive Einfluss auf die inhaltiche Ausgestaltung der Kooperationsbeziehungen sowie die Entwicklung gemeinsamer Standards.
Wir bedanken uns bei allen, die den Remenhof in der Vergangenheit und in der Gegenwart begleitet haben, und wünschen uns für die Zukunft weiterhin eine förderliche Zusammenarbeit.
Per Móller
Geschäftsführer